Die avantgardistische Galerie Aachen wurde nach dem Fluxus-Festival der Neuen Kunst Wollt Ihr das totale Leben im Audimax der RWTH Aachen (20. Juli 1964) gegründet. Es fanden enge Kooperationen mit der Technischen Hochschule Aachen aufgrund der studentischen Initiatoren statt. In der Fabrikhalle in der Wallstraße, der als Aktionsraum für experimentelle Kunstformen diente, wurden Avantgardeaktionen und Ausstellungen wegweisender KünstlerInnen, unter anderem mit Joseph Beuys, Jörg Immendorff, Günther Brus und Wolf Vostell, organisiert. Die Galerie Aachen hatte sich kompromisslos für das Aktuelle entschieden, für das Neue, das nicht längst vertraute Vorstellungen reproduziert. Sie wurde zum Anlaufpunkt für KünstlerInnen aus dem Umkreis der Düsseldorfer Kunstakademie. Bis zur Schließung im April 1967 gelang es der Galerie Aachen, vorausschauende progressive und politisch motivierte Ausstellungen und ein engagiertes Veranstaltungsprogramm anzubieten und sich als westliches Zentrum der Aktionskunst zu etablieren.
Am 22.01.1966 bildete den Auftakt der Galerie Aachen eine Ausstellung mit Werken des kroatischen Malers Matija Skurjeni. Die Ausstellung kam durch die Vermittlung des Galeristen Rudolf Zwirner zustande.
Vom 06.03. – 19.03.1966 waren in der Galerie Aachen serielle Montagen des jungen Frankfurter Künstlers Peter Roehr zu sehen.
Am 26.03.1966 wurden Arbeiten der Gruppe X ausgestellt. Die Gruppe X war eine anonyme Produktions-Arbeitsgemeinschaft für Bildelemente und Versandobjekte und setzte sich aus drei Malern und einem Architekten aus dem Frankfurter Raum zusammen.
Am 23.04.1966 präsentierte Jörg Immendorff dem zahlreich erschienen Publikum seine Aktion Vietnam in der Galerie Aachen. Die Aktion nahm Bezug zu den aktuellen Kriegsgeschehnissen in Nordvietnam und der Intervention der US-amerikanischen Truppen im März 1965. Mit einer rosaroten Badehose bekleidet und einer überdimensionierten Babymaske vor dem Gesicht betrat Immendorff die Galerie Aachen. Im Arm hielt er einen großen, in Zellophanpapier eingeschlagenen Blumenstrauß. Über eine Leiter stieg er in das Dachgebälk der Halle und wickelte dort zunächst den Strauß aus, um anschließend eine Blume nach der anderen zu Boden fallen zu lassen. An den Wänden und auf dem Fußboden lagen die aus großen Papierbahnen ausgeschnittenen Letter VIETNAM. Die zahlreichen zusätzlich ausgestellten Bilder wiesen in ihrer Formensprache direkte Bezüge zur Pop-Art auf, waren in ihren Aussagen jedoch politisch motiviert.
Die Ausstellung Politische Objekte von Hans Peter Alvermann wurde am 21.05.1966 eröffnet. Zur Einführung verlas der Künstler einen Text, in dem er auf die gesellschaftliche Funktion von Kunst einging.
Am 29.07.1966 folgte eine Aktionslesung von und mit dem deutsch-griechischen Schriftsteller und Künstler Vagelis Tsakiridis. An den Fabrikhallen hingen zehn große Papierbögen, auf denen in krakeliger Handschrift die Texte des Künstlers zu lesen waren. Zuerst waren diese Texte vom Tonband zu hören. Anschließend wurde die Aufnahme an eine beliebige Stelle gespult und man vernahm einige vormals schon gehörte Sätze ein zweites Mal: durch die Wiederholung trat eine textliche Verdichtung ein. Nach dieser elektro-akustischen Demonstration betrat Tsakiridis selbst die Bühne. Um seiner Prosa mehr Nachdruck zu verleihen, griff der Künstler erneut das Stilmittel der Reprise auf.
Am 03.09.1966 zeigte die Galerie Aachen die Ausstellung Leihobjekte von Franz Erhard Walther. Die 25 zu präsentierenden Werkstücke wurden von den Initiatoren in einem LKW von Düsseldorf nach Aachen transportiert – mit dem Künstler hinten selbst auf der Ladefläche. In Aachen angekommen begann die Vernissage mit einer zweistündigen Demonstration der verschiedenen Arbeiten, wobei Walthers ehemaliger Kommilitone an der Akademie Düsseldorf, Jörg Immendorff, assistierte.
Der Aktionstag Juxtapositionen 1 fand am 25.09.1966 in der Galerie Aachen statt. Konzept und Name des Happenings stammten von dem Künstler Wolf Vostell. In der Ankündigung wurde die Aktion als „eine Nebeneinanderstellung szenischer Malerei und Musik“ beschrieben. Künstler der spanischen Fluxus-Gruppe zaj, darunter Tomas Marco, Juan Hidalgo, José Castillejo und der Italiener Walter Marchetti waren eingeladen, aus New York nahmen Dick Higgins und Alison Knowles teil, Bernhard Höke und Vagelis Tsakiridis reisten aus Berlin an und Wolf Vostell aus Köln. Verschiedene Aktionen fanden oftmals simultan statt und erstreckten sich über eine Zeitspanne von viereinhalb Stunden.
Am 12.11.1966 wurden Plastiken und Zeichnungen des Künstlers Walter Verwoert gezeigt.
Am 19.11.1966 fand eine Lesung mit dem Schriftsteller Dieter Hülsmanns in der Galerie Aachen statt.
Am 09.12.1966 fand die Aktion des britischen Künstlers John Latham statt. Der Abend startete mit Filmvorführungen. Anschließend wurden zwei Mädchen fast eine Stunde lang in Zeitungspapier eingewickelt und so von Latham in Skoob Towers („Büchertürme“) verwandelt. Danach wurden zahlreiche Zeitungen an das Publikum verteilt, das sich mit dem Papier bedeckte. Im zweiten Teil der Aktion wurden Bücher verschenkt mit der Aufforderung, nicht in diese hineinzublicken. Nach kurzer Zeit war der komplette Galerieboden mit Papierfetzen bedeckt. Anschließend wurde eine Assemblage bestehend aus einem Kinderbett und mehreren Büchern im Hof verbrannt. Latham vollführte einen archaischen Tanz um das Feuer, der ein reinigendes Ritual darstellen sollte.
Vom 15.-22.04.1967 fanden die Deutsch-Dänische Tage in der Galerie Aachen statt. Jörg Immendorff präsentierte sich in der Auftaktveranstaltung mit einer rosa Badehose und einer Babymaske bekleidet vor dem Publikum. Dabei blies er immer wieder verschiedene rot-orange gefärbte Papierstreifen auf, die als „Feuerzungen“ bezeichnet wurden. An der Wand hing ein Banner mit der Aufschrift „Jahrelang die Feuerzunge wird immer länger für alle Lieben in der Welt als Mahnung vor dem Zunder – gebt dem Reaktionären in Politik und Kunst ordentlich Zunder.“ Zusätzlich waren in der Fabrikhalle seine überdimensional großen Babys an den Wänden angebracht. Chris Reinecke präsentierte hingegen ihre Gegenstände, alltägliche Gebrauchsgegenstände wie Lebensmittel oder Haushaltsmaterialien. Die Besucher bekamen die Aufforderung, mit diesen Objekten in Kontakt zu treten. Den Aktionen von den dänischen Künstlern Per Kirkeby und Bjørn Nørgaard war die Erprobung neuer Mittel der Verständigung zwischen Künstlern und Publikum gemein.